Deutsch-Unterricht Wiki
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Sabrina Hamr[]

Eine bittere Enttäuschung[]

Ich habe es doch gewusst. Schon werde ich vermisst. Das geschieht meinen Eltern nur Recht, wenn sie mich wiederhaben wollen. Es ist aber auch ihre Schuld. Wieso haben sie auch…, egal, jetzt ist alles sowieso egal. Ich gehe nicht mehr zurück, nie mehr! Es tut einfach viel zu weh. Ich kann ihnen nicht verzeihen, nein, dafür haben sie zu viel kaputt gemacht. Wenn ich es doch nur verstehen würde. Ich meine, Michi und ich, wir waren so glücklich, bis...
Na ja, jetzt werden meine Eltern schon sehen, was sie davon haben. Sie sind aber auch wirklich gemein gewesen, einfach verboten haben sie mir ihn zu treffen.
Nur, weil er ein bisschen älter ist…23 Jahre…ich bin 15 und kein Kind mehr! Auf die Schläge danach, weil ich mich weiter mit ihm getroffen habe, hätte ich gern verzichtet. Na ja, und jetzt bin ich weg und gehe nie wieder zu meiner Familie zurück.
Michi! Er ist in Italien, er lebt dort, er wohnt dort und ich, ich bin hier, in Italien. Ich werde ihn finden. Ja, ich werde ihn finden und wir werden zusammensein. Ich weiß es!
Ich werde ihn überraschen, er wird sich sicher total freuen und mich bei sich wohnen lassen.
Ich weiß auch nicht, warum er es so eilig hatte, nach Italien zu fahren. Ich habe mir gedacht, er liebt mich und würde mir mit meinen Eltern helfen. Wahrscheinlich erkundigt er sich nur nach einer neuen Wohnung für uns. Ach, er ist ja so süß! Ganz anders als die anderen, so verständnisvoll und so freundlich. Er würde mir nie im Leben wehtun, nein er nicht.
Ich habe durch Zufall seine Adresse erfahren, na ja, ich habe in Österreich einen Brief in seiner Wohnung gesehen. An die Adresse:
Michael Baumgartner
Italienerstraße 53
Rom
Ich habe ihm aber nichts gesagt. Er wird sich so freuen mich zu sehen. Allerdings ist eine Frau namens Sarah Miller die Absenderin des Briefes. Ich weiß nicht, wer sie ist, aber vermutlich eine Cousine oder so.
Ich kann es gar nicht erwarten, ihn zu sehen. Ich gehe, gehe zu der Italienerstraße 53. 53! Eine schöne Zahl, vielleicht auch schon meine neue Adresse! Ach, es wird bestimmt wunderschön!
Da, ich biege in die Italienerstraße ein. Ich bin fast da! 50, 51, ich kann sein Haus schon sehen. 52, gleich bin ich da. 53! Michael Baumgartner, ich komme! Ach, ausgerechnet jetzt fange ich an zu schwitzen, aber egal, gleich bin ich da! Jetzt kann uns nichts mehr trennen.
Der Weg vom Zaun zur Haustür kommt mir unendlich lang vor, doch jetzt! Ja! Halt! Was, wenn er nicht zu Hause ist? Ich bin natürlich total blöd und komme, ohne vorher mit ihm zu sprechen. Aber ich will ihn doch überraschen!
Einfach klingeln, nur klingeln, er wird schon da sein. Und wenn nicht? Nein, positiv denken. Ich klingle. Schritte! Ja, er ist da! Oh, wie ich mich freue! Gleich schließt er mich in seine Arme. Wow, ich habe es wirklich geschafft. Die Tür öffnet sich. Hey, da ist eine Frau. Kein Michi, eine Frau, oder doch, da kommt mein Michi. Was!?! Er küsst die Frau und sieht mich an. Nicht so wie immer. Irgendwie hinterlistig. Mein Gesicht, es wird ganz nass. Ich weine. Ich laufe, laufe weg, einfach weg von allen. Von meinen Eltern, von meinem Michi und vor mir selbst. Wie kann jemand nur so blöd sein. Ich weine bitterlich. Ich will nach Hause!
Ich gehe zur Polizei. Ja, die wird mich ganz sicher nach Hause bringen. Ich kann mich noch an eine Polizeistation erinnern, um die Ecke, da, jetzt genau vor mir. Alles noch einmal durchgehen. Ja, ich bin bereit. Jetzt öffne ich die Tür. Eine Polizistin kommt zu mir. Ich höre zu weinen auf.
Mama, Papa ich komme!



Christine Köpf[]

Tierquälerei?[]

Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt. Er lag auf seinem panzerartig harten Rücken und sah, wenn er den Kopf ein wenig hob, seinen gewölbten, braunen, von bogenförmigen Vertiefungen geteilten Bauch. Seine vielen, im Vergleich zu seinem sonstigen Umfang ungemein dünnen Beine flimmerten ihm hilflos vor den Augen...

...Hilflos versuchte Gregor sich auf den Bauch zu drehen. Nach vielen Versuchen schaffte er es endlich! Noch etwas unbeholfen torkelte er aus dem Bett und fiel um. Mit sechs Beinen zu gehen, war er natürlich nicht gewohnt. Wer hatte ihm das nur angetan? Natürlich! Dem Ungeziefer fiel der letzte Tag wieder ein. Der Zauberer, er musste ihm das angetan haben. Der Magier hatte Gregor vorgewarnt, es nicht zu tun. Doch er hatte es getan. Das hier war nun seine Strafe. Warum hatte er doch bloß das alles getan?
Mit seinen dünnen Beinen versuchte der Käfer zu laufen, doch es fiel ihm schwer. Immer wieder musste er Pausen einlegen, denn das Gehen war sehr anstrengend. Gregor musste sofort zu dem Zauberer. Er musste ihn wieder zurückverwandeln. Doch wie sollte er zu dem Magier kommen?
Mit traurigen Augen sah er an sich hinab. Müde und völlig entkräftet machte er die Haustür auf. Es durfte ihn keiner sehen, was würden die Leute sonst von ihm denken? Vorsichtig spähte er zur Tür hinaus. Keine Menschenseele war zu sehen. Doch plötzlich fing der Boden an zu beben. Ein großer Schatten fiel über die Häuser. Gregor blickte nach oben, vor ihm standen große Menschen. Sie waren sehr, sehr groß. Gleich würde einer von ihnen auf das kleine Ungeziefer steigen. Schnell fing Gregor an zu laufen. Er lief und lief und lief, bis er nicht mehr konnte. Er musste zu dem Zauberer. Eigentlich hatte er gedacht es sei lustig, was er gestern getan hatte, doch jetzt wusste er, dass es alles andere als lustig war. Gregor hatte Käfer gesammelt. Aus Spaß hatte er die hilflosen Tiere auf den Boden gesetzt und wollte sie zerstampfen. Da kam der Zauberer, er ermahnte den Jungen, es nicht zu tun. Er sagte, es würde Folgen haben, doch der „große“ Gregor Samsa wollte ihm nicht glauben und zertrampelte die kleinen Käfer.
Jetzt wusste er, wie schlimm es war, so klein zu ein. Hinter ihm hörte er stampfende Schritte, die immer näher kamen. Abermals begann Gregor zu rennen, doch er wusste, dass er keine Chance hatte. Trotzdem rannte er. „Bitte, bitte!“, flehte er im Stillen. „Lass mich bitte überleben! Ich werde auch nie wieder einem Tier ein Haar krümmen!“ Doch es half nichts. Der große Fuß senkte sich immer weiter nieder. Gleich würde er den kleinen Gregor zerquetschen. Das Ungeziefer versuchte auszuweichen, schaffte es jedoch nicht ganz und der Fuß stieg dem Käfer auf eines der sechs Beine! Schmerzerfüllt schrie Gregor auf!
Er war aus dem Bett gefallen. Sein Bein schmerzte und als er sich bückte, sah Gregor, dass sein Fuß ganz grün und blau war. War alles nur ein Albtraum gewesen? War es Wirklichkeit? Gregor wusste es nicht, doch er schwor sich für immer, nie ein hilfloses Tier zu töten! Wer weiß vielleicht taucht ja unerwartet ein Zauberer auf!

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